20. April 2008

Wille, Wille und noch mal Wille...

... das war es heute, was mich beim Halbmarathon in Bonn ins Ziel trieb. Denn muskulär oder vom Trainingszustand hab ich´s eigentlich noch nicht so drauf... Aber ich wollte ankommen!
Die Muskeln machten sich bei ca. Kilometer 7 bemerkbar. Bei km 10 spürte ich, dass der rechte Oberschenkel bald zumacht. Und da waren ja noch 11 Kilometer zu laufen!
Das mit dem Oberschenkel wurde dann immer schlimmer, Erleichterungen brachten nur die Verpflegungsstände - so ca. alle 4 Kilometer. Das sieht man auch schön in der Auswertung der Forerunner-Daten - die blaue Kurve ist die Pace/km:


Aber die Pausen an den Verpflegungsständen (Wasser, Tee, Cola, Bananen - am Ende sogar Red Bull) waren es wert, denn dann ging´s noch mal für ein paar hundert Meter flüssiger weiter. So ca. 4 Kilometer vor dem Ziel kam auch noch die linke Wade dazu - schöne Symmetrie.
Die Blicke auf die Uhr machten zwar immer wieder Mut - denn nach 15 km merkte ich, dass eine Zeit unter 2 Stunden drin ist - aber trotzdem lief die ganze Zeit die Angst mit: Gleich macht einer der beiden Muskeln zu - und das war´s dann.

Dank einer Endorphin-Ausschüttung auf den letzten 2, 3 Kilometern hat´s dann doch geklappt! Zumindest muss es so was Ähnliches gewesen sein, dass ich dann doch noch schneller laufen konnte und glücklich, aber total "am Arsch" - besser passt keine Bezeichnung - ins Ziel kam: 21,1 km in 1:56:58 h, Durchschnittspuls 154, MaxPuls 172, Durchschnittsgeschwindigkeit 10,9, MaxGeschwindigkeit 15,5 und 2009 Kalorien verbraucht!
Das wären 4,9 Liter Bitburger Pils - hmmm - oder 4 Tafeln Milka Vollmilch - oha, da muss man ganz schön für laufen. Da nehm ich doch lieber das Bier;-)
Apropos Bier: Als ich heute Morgen so gegen 7 Uhr in Bonn ankam und im Stadtparkhaus geparkt habe, kamen mir auf meinem Weg zum Start etliche Ausdauer-Kaneippengänger entgegen bzw. aus den Kneipen "gefallen". Schon merkwürdig, in den letzten 20 Jahren war ich definitiv öfter auf der anderen "Seite" als heute. Naja, es gibt ja auch noch "lauffreie" Wochenenden... das Bier gab´s dann doch noch im Zielbereich. Dort war eine Fressmeile für uns Läufer aufgebaut. So was gab´s vor 20 Jahren noch nicht. Erdinger alkoholfrei ohne Ende in 0,5er Bechern, alle anderen Getränke - auch Red Bull, Brote, Fleischwurststücke, Mäuschen. Herrlich! Insgesamt habe ich noch nie einen so gut organisierten Lauf erlebt, aber ist ja auch schon was her, der letzte große Lauf. Duisburg 1988...

So, jetzt habe ich Angst die Treppe von meinem Arbeitszimmer runterzugehen, die Beine schmerzen trotz heißen Bades und Mineralsäften noch pervers. Ich will nicht wissen, wie das morgen sein wird. Aber es hat sich gelohnt. Zum ersten Mal seit 20 Jahren eine so lange Strecken dann noch angekommen und in einer für mich zufriedenstellenden Zeit! Und noch einmal an Lob an die Organisatoren in Bonn, ein geiler Lauf!!! Ich hoffe, nächstes Jahr laufe ich immer noch... Dann bin ich wieder in Bonn dabei!